Risiken der Einperspektivität am Beispiel Filmgestaltung(Internetrecherche)
2024-10-26 14:57:00
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Filme, die ausschließlich aus der subjektiven Perspektive (Point-of-View, POV) gedreht sind, sind selten, weil diese Erzählweise sowohl technisch als auch erzählerisch viele Herausforderungen mit sich bringt: 1. **Einschränkungen der Erzählmöglichkeiten**: Die subjektive Perspektive ist sehr begrenzt, da das Publikum nur sieht und weiß, was der Protagonist selbst sieht und weiß. Dadurch wird es schwer, Handlungsstränge oder Informationen darzustellen, die außerhalb des Blickfelds oder des Wissens der Hauptfigur liegen. Spannungsaufbau und dramatische Ironie, die oft durch einen Perspektivwechsel erreicht werden, fallen weg. 2. **Ermüdung des Publikums**: Eine dauerhafte POV-Aufnahme kann für Zuschauer ermüdend und eintönig wirken. Sie bietet wenig visuelle Abwechslung, da alles durch die Augen derselben Figur erlebt wird. Dies kann den Zuschauer emotional weniger ansprechen, da ihm die Möglichkeit genommen wird, die Hauptfigur von außen zu beobachten und deren Emotionen in Mimik und Körpersprache zu sehen. 3. **Technische Herausforderungen**: Der Dreh aus der subjektiven Perspektive ist technisch anspruchsvoll, insbesondere wenn die Kamera "natürlich" wirken soll. Oft wird versucht, durch eine bewegliche Kamera die Kopfbewegungen oder das Blinzeln der Figur zu simulieren, was eine Herausforderung für die Kameraführung und das gesamte Filmteam darstellt. Auch Stunts und Actionszenen sind schwer in der POV-Perspektive umzusetzen, ohne dass die Bewegung künstlich oder verwirrend wirkt. 4. **Eingeschränkte Identifikation mit Charakteren**: Zuschauer identifizieren sich oft besser mit Figuren, die sie visuell "von außen" sehen und deren Körpersprache und Mimik sie beobachten können. In einem reinen POV-Film fehlt dieser Bezugspunkt, was die emotionale Verbindung und das Verständnis für die Figur erschwert. 5. **Begrenzter Einsatz für Spannung und Dramaturgie**: Perspektivwechsel sind im Film ein wichtiges Mittel, um Spannung zu erzeugen, Überraschungen zu schaffen oder Parallelhandlungen zu zeigen. Ein POV-Film, der an die Sichtweise einer Figur gebunden ist, verliert diese narrativen Werkzeuge und ist oft dramaturgisch weniger flexibel. Dennoch gibt es Filme, die mit der subjektiven Perspektive experimentieren. Ein Beispiel ist *Hardcore Henry* (2015), ein Actionfilm, der fast vollständig aus der POV-Perspektive gedreht wurde. Allerdings bleibt diese Technik eine Nischenoption, die nur selten über die volle Länge eines Films genutzt wird, weil sie die oben genannten Probleme mit sich bringt.