Zusammenstreiten statt Zerstreiten: Förderung einer konstruktiven Konfliktkultur zwischen Menschen mit Bedarf an Assistenz, Betreuung und/oder Pflege und Betreuungspersonen ua. durch Supervision

2025-03-30 10:23:00

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Konflikte zwischen Menschen mit Bedarf an Assistenz, Betreuung und/oder Pflege und ihren Betreuungspersonen sind oft unvermeidlich, doch eine systemisch-lösungsorientierte Perspektive hilft, diese als Chancen zur Beziehungsvertiefung zu nutzen. Im Folgenden werden zentrale Konfliktursachen beleuchtet, hilfreiche Interventionen für eine konstruktive Konfliktkultur vorgestellt und die Bedeutung der Einzelsupervision für Menschen mit Bedarf an Assistenz, Betreuung und/oder Pflege erläutert. a) Ursachen und häufige Themen 1. Unklare Rollen und Erwartungen Missverständnisse entstehen oft, wenn die Rollen von Betreuungspersonen und Klient:innen nicht klar definiert sind. Dadurch können widersprüchliche Erwartungen zu Frustration führen. 2. Mangelnde Selbstbestimmung Wenn Menschen mit Bedarf an Assistenz, Betreuung und/oder Pflege nicht in Entscheidungen einbezogen werden, entsteht häufig das Gefühl der Bevormundung. 3. Kommunikationsbarrieren Unterschiedliche Ausdrucksmöglichkeiten oder Kommunikationsstile können zu Missverständnissen führen. 4. Paternalistische Haltungen Eine übermäßige Fürsorge kann als Bevormundung wahrgenommen werden, wodurch die Autonomie der betreuten Person eingeschränkt wird. 5. Unterschiedliche Werthaltungen und mangelnde Empathie Betreuungspersonen und Klient:innen können stark unterschiedliche Werte und Prioritäten haben. 6. Kontrollbedürfnis und Vertrauensprobleme Manche betreute Personen haben Schwierigkeiten, anderen Menschen zu vertrauen oder Kontrolle abzugeben, was zu Spannungen führen kann. ➡ Fachliteratur dazu: In "Soziale Konflikte als pädagogisches Problem" beschreibt Wüllenweber, dass Misstrauen oft durch frühere Verletzungen entstanden ist und nur durch konsequente Transparenz und Partizipation überwunden werden kann (Wüllenweber, 2015). b) Hilfreiche Interventionen zur Förderung einer konstruktiven Konfliktkultur 1. Klare Rollendefinition und transparente Kommunikation Eine klare Trennung von unterstützenden und leitenden Aufgaben verhindert Missverständnisse und schafft Vertrauen. ➡ "Assistenzmodell nach Willem Kleine Schaars" hebt hervor, dass die Trennung zwischen Alltags- und Prozessbegleitung die Selbstbestimmung der Klient:innen stärkt (de.wikipedia.org). 2. Förderung der Selbstbestimmung Ein partizipativer Ansatz, bei dem Klient:innen in Entscheidungen einbezogen werden, fördert das Gefühl der Autonomie. ➡ Kieslinger (2020) betont in "Partizipation und Selbstbestimmung", dass Klient:innen durch eigene Entscheidungsfreiheit langfristig ein größeres Vertrauen in Betreuungspersonen entwickeln (projekt-inklusionjetzt.de). 3. Entwicklung von Vertrauen durch Verlässlichkeit und Transparenz Gerade bei Klient:innen mit Vertrauensproblemen ist es wichtig, durch klare, transparente Absprachen Sicherheit zu schaffen. ➡ Zwicker-Pelzer et al. (2021) erklären in "Systemische Beratung in der Pflege", dass systemisch-lösungsorientierte Beratung darauf abzielt, Ängste durch transparente Prozesse zu reduzieren (pdfs.semanticscholar.org). 4. Nutzung von Mediation und externen Unterstützer:innen Casemanager:innen oder Mediator:innen können helfen, verhärtete Konflikte zu lösen und gegenseitiges Verständnis zu fördern. 5. Reflexion und Feedbackkultur etablieren Regelmäßige Gespräche über Konflikte und deren Ursachen helfen, Eskalationen zu vermeiden und Lösungen zu entwickeln. ➡ In "Zukunftsfeld Bildungs- und Berufsberatung II" wird betont, dass systemisch-lösungsfokussierte Methoden helfen, ohne zwingende Problemanalyse neue Handlungsmöglichkeiten zu entwickeln (pdfs.semanticscholar.org). c) Gestaltung der Einzelsupervision für Menschen mit Bedarf an Assistenz, Betreuung und/oder Pflege 1. Lösungs- und Ressourcenorientierung als zentrale Ansätze Die Einzelsupervision sollte nicht problemorientiert, sondern lösungs- und ressourcenorientiert gestaltet werden. Dabei geht es darum, vorhandene Stärken zu erkennen und zu nutzen, anstatt sich ausschließlich auf Defizite zu konzentrieren. ➡ De Shazer & Dolan (2007) beschreiben in "Mehr als ein Wunder: Lösungsfokussierte Kurzzeittherapie in der Praxis", dass gezielte Fragen zur Identifikation von Ausnahmen und bisherigen Erfolgen die Selbstwirksamkeit stärken können (link.springer.com). Praxisbeispiel: Eine Klientin empfindet ihre Abhängigkeit von Pflegekräften als belastend. In der Supervision wird herausgearbeitet, in welchen Bereichen sie dennoch selbstbestimmt handeln kann, um ihr Au Quellenverzeichnis • De Shazer, S., & Dolan, Y. (2007). Mehr als ein Wunder: Lösungsfokussierte Kurzzeittherapie in der Praxis. Springer. • Kieslinger, B. (2020). Partizipation und Selbstbestimmung in einer inklusiven Erziehungshilfe. Projekt Inklusion Jetzt. • Schlippe, A., & Schweitzer, J. (2012). Systemische Interventionen. Vandenhoeck & Ruprecht. • Simon, F. B. (2009). Lösungsorientierte Beratung in der sozialen Arbeit. Vandenhoeck & Ruprecht. • Wüllenweber, G. (2015). Soziale Konflikte als pädagogisches Problem. Pädagogische Fachverlag. • Zwicker-Pelzer, U., et al. (2021). Systemische Beratung in der Pflege. Beltz Juventa. • Zukunftsfeld Bildungs- und Berufsberatung II. (n.d.). Semanticscholar.org.